Im Harz, dem nördlichsten
deutschen Mittelgebirge, dessen Waldreichtum viele Erholungssuchende
anzieht, wird der höchste Berg, der "Brocken" in der Mythologie auch
"Blocksberg" genannt und gilt als Tanzplatz der Hexen in der
Walpurgisnacht (Nacht vor dem 1. Mai). Das Walpurgisnachfest auf dem
Brocken, wie es heute noch gefeiert wird, wurde erst Ende des 19.
Jahrhunderts in Anlehnung an Goethes Faust eingeführt.

Zu den vielen Sagen trugen
vielleicht bei, dass seine Spitze ca. 300 Tage im Jahr im Nebel
liegt, seltene optische Effekte (Halos) zu beobachten sind und vor
allem aber das Brockengespenst, welches den Besteigern Schrecken
einjagt.

Im Jahr 1935 gelang die erste
Fernsehübertragung vom Brocken mit einem mobilen Sender. Im Jahr
darauf wurde der erste Fernsehturm der Welt auf dem Berg erbaut.
1937 wurde der Brocken zusammen mit Wurmberg, Achtermann und
Acker-Bruchberg-Grad zum Naturschutzgebiet Oberharz erklärt. Die
heutige Wetterwarte nahm 1939 ihren Betrieb auf. Bei einem
Luftangriff der US-Luftwaffe wurde das Brockenhotel am 17. April
1945 durch Bomben zerstört. Von 1945 bis zum April 1947 war der
Brocken durch Truppen der USA besetzt. Danach erfolgte im Zuge eines
Gebietsaustausches (Festlegungen der Jalta-Konferenz) die Übergabe
an die sowjetische Besatzungszone. Die Ruine des Brockenhotels wurde
1949 gesprengt. Von 1948 bis 1959 ist eine Teilfläche des Brockens
wieder für Touristen zugänglich, allerdings mit Passierschein. Die
Vergabe von Passierscheinen wurde großzügig gehandhabt. Ab August
1961 wird der Brocken, der im unmittelbaren Grenzgebiet der DDR zur
BRD lag, zum militärischen Sperrgebiet erklärt und war somit für die
Bevölkerung nicht mehr zugänglich. Der Gipfel wurde stark
militärisch ausgebaut. Die Sicherung des Areals oblag den
Grenzsoldaten der 5. Grenzkompanie Schierke, die in Zugstärke auf
dem Gipfel stationiert waren. Als Unterkunft diente ihnen der
Brockenbahnhof. Der Brocken wurde umfangreich für Überwachungs- und
Spionagezwecke genutzt. Auf dem Gipfel befanden sich zwei große und
leistungsfähige Abhöranlagen. Eine gehörte dem sowjetischen
Militärgeheimdienst GRU und war damit zugleich der westlichste
Vorposten Moskaus, die andere war der Hauptabteilung III. des
Ministerium für Staatssicherheit der DDR unterstellt. Die Objekte
trugen Tarnnamen: "Jenissej" und "Urian". Mit der deutschen
Wiedervereinigung wurden ab 1990 schrittweise die
Grenzsicherungsanlagen sowie die militärischen Anlagen abgebaut. Der
letzte russische Soldat verließ den Brocken am 30. März 1994. Die
Brockenkuppe wurde mit Millionenaufwendungen renaturiert. Sie ist
vor allem ein beliebtes touristisches Ziel für Harzbesucher.
Die Harzer Schmalspurbahnen und der Brockenwirt veranstalten seit
2006 mit der Rockoper «Faust» ein neuartiges Brockenerlebnis.
Zunächst sollte an vier Terminen das bedeutende Werk der deutschen
Literaturgeschichte in moderner Form im Goethesaal auf dem höchsten
Berg Norddeutschlands aufgeführt werden, sagte Dietrich König von
der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) am Mittwoch in Wernigerode.
Goethe veröffentlichte 1808 erstmals die Geschichte über Faust,
Mephisto und Gretchen. Als Rock-Oper wurde das mystische Stück
erstmals 1997 von einer freien Künstlergruppierung aus
Süddeutschland aufgeführt. Dabei vermischen sich klassisches Theater
mit moderner Rock- und Popmusik. Mit der Inszenierung soll die
Faust-Geschichte im Harz wieder aufleben und für abendliche
Unterhaltung der Gäste sorgen. Zur Walpurgisnacht ist eine
Freiluftveranstaltung geplant. Die Sonderzugfahrt
mit Eintritt und Büfett kostet ca. 70 Euro und kann beim
HSB-Kundenservice (Telefon 03943-558 151) bestellt werden.
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